Das Prägnanzdenken bestimmt die Richtung von Teilen im Bild zueinander. Das Kind erlebt und unterscheidet verschiedene Richtungen, wie z. B. der Arm zum Körper oder der Ast zum Baumstamm stehen, und es versucht, dies in seiner Zeichnung mitzuteilen. Dabei gebraucht es zunächst die klarste Darstellungsform, d. h. es stellt die Teile im rechten Winkel zueinander dar. So werden auf den Selbstbildnissen Arme und Beine vom Körper im rechten Winkel abgespreizt. Die Finger an den Händen, die Füße an den Beinen, die Haare auf dem Kopf und die zähne im Mund stehen ebenfalls im rechten Winkel zueinander. Dieses konsequente Bemühen um Klarheit und Ordnung in seinen Zeichnungen entspringt eben diesem Prägnanzdenken. es ist darin begründet, die einzelnen Teile für den Betrachter möglichst klar, deutlich, überschaubar und unmissverständlich darzustellen.
Eines der bekanntesten Beispiele für dieses Prägnanzdenken ist der rechtwinklig auf der Dachkante stehende Schornstein. Wenn man als Erwachsener weiß, warum das Kind hier so und nicht naturalistisch abbildhaft zeichnet, unterlässt man auch aus pädagogischen Gründen das Korrigieren.